InsurTechs und Smart Contracts – Ein Blick in die Zukunft der Versicherungsbranche

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InsurTechs & Co – Die Zukunft der Versicherungsbranche

Online den Tarif wechseln, Beratung per Videochat und bei einem Schaden am Auto schnell ein Foto hochladen: Auch in der vermeintlich verstaubten Versicherungswelt ist die Digitalisierung längst angekommen. InsurTechs, Künstliche Intelligenz und Smart Contracts bringen frischen Wind in die Branche.

Langweilig und altmodisch war gestern – durch modernste, digitale Technologien sind Versicherungsunternehmen längst in der Zukunft angekommen. Getrieben werden diese Veränderungen vor allem durch die Ansprüche neuer Zielgruppen. Junge Kunden erwarten kompetente Beratung, schnelle Problemlösung und eine einfache Abwicklung aller Versicherungsangelegenheiten – und das alles am liebsten online. Jährlich werden Millionen US-Dollar in neue Technologien für die Versicherungsbranche investiert, um Angebote noch kundenfreundlicher und effizienter zu machen.

Was sind InsurTechs überhaupt?  

Der Begriff InsurTech setzt sich aus den englischen Wörtern Insurance und Technology zusammen. Es handelt sich also um Versicherungsdienste, die digitale Technologien nutzen. Auch wenn die ersten Anbieter in diesem Bereich bereits vor über zehn Jahren auf den Markt kamen, steckt die Branche noch in den Kinderschuhen. Mehr als zwei Drittel der InsurTechs befinden sich noch in der Startup-Phase – sorgen aber bereits für ordentlich frischen Wind in der Versicherungsbranche.

Einige Startups bieten online eigene Versicherungspolicen an, mit denen meist kurzfristige und situative Risiken wie das Verpassen eines Fluges, eine Mietwagenfahrt oder eine Mountainbike-Tour versichert werden. Andere InsurTechs stellen etablierten Versicherungsunternehmen neue Technologien bereit. Das Problem ist: Vielen Startups fehlt es schlicht an Versicherungs-Know-how oder an Startkapital, um sich erfolgreich durchzusetzen. Die großen Versicherungsunternehmen haben das Potenzial der Digitalisierung erkannt und arbeiten zunehmend mit Startups zusammen oder unterstützen die InsurTech Szene finanziell.

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch

Eine Maschine, die neue Versicherungsanträge prüft? Das ist längst keine Zukunftsmusik mehr: Viele neue Technologien nutzen bereits Künstliche Intelligenz (KI), um Arbeitsprozesse zu erleichtern. So können beispielsweise Risiken automatisch geprüft und bewertet werden, um auch Menschen mit Vorerkrankungen ein Versicherungsangebot zu machen – das war bisher nämlich meist nicht möglich. Die KI lernt dabei stetig dazu: Je mehr Daten gesammelt und bearbeitet werden, desto besser und effizienter arbeitet die KI.

 

»Viele neue Technologien nutzen bereits Künstliche Intelligenz, um Arbeitsprozesse zu erleichtern.«

Viele Backoffice-Aufgaben können bereits vollautomatisiert ausgeführt werden. Bots können einfache Anfragen beantworten und so einen 24/7 Kundenservice ermöglichen, Termine automatisch einrichten und sogar kleinere Vertragsänderungen abwickeln. Im Gesundheitsbereich können mithilfe von Smartphone-Daten Versicherungstarife auf Basis der körperlichen Aktivität berechnet werden. Und nach einem Schadensfall kann die KI die vom Versicherten hochgeladenen Bilder selbst prüfen und die Schadenssumme bestimmen. Einfache Schäden, zum Beispiel Glasbruch am Fahrzeug, sollen zukünftig sogar komplett automatisiert abgewickelt werden können!

Für Versicherungen besonders interessant: Smart Contracts  

Noch einfacher wird der Abschluss von Versicherungen und die Auszahlung im Schadensfall mit sogenannten Smart Contracts. Hier können die Vorteile einer dezentralen Datenstruktur, der sogenannten Blockchain, ausgenutzt werden. Die Blockchain ist eine Art offen einsehbare Liste an Datensätzen, in der alle Prozesse und Daten gesammelt und dezentral, also auf vielen verschiedenen Rechnern, gespeichert werden. So sind die Informationen, anders als beim Speichern auf einem einzelnen Rechner, transparent und fälschungssicher. Warum? Weil man, um Informationen zu verfälschen, nicht nur einen Server, sondern jeden einzelnen Computer in der Blockchain hacken müsste.

Die Blockchain Insurance Industry Initiative (B3i), in der sich zahlreiche große Versicherer zusammengeschlossen haben, erforscht mögliche Anwendungsfälle der Blockchain im Versicherungsbereich. Das Ziel ist es, den Kundennutzen zu maximieren und Prozesse weiter zu vereinfachen. Ein Bereich, in dem Smart Contracts und Blockchain-Technologien bereits angewendet werden, ist die Analyse von Wetterdaten. Damit können sich zum Beispiel Landwirte gegen Ernteausfälle versichern. Sensoren auf den Feldern messen die Niederschlagsmenge in einem bestimmten Zeitraum und senden die Daten an die Blockchain. Regnet es monatelang nicht, weisen die Daten dies zweifelsfrei nach und die Versicherung zahlt dem Landwirt die entstandene Schadenssumme, ohne dass er diese überhaupt melden muss. Kosten und Zeit für Gutachten und Gerichtstermine können somit ebenfalls gespart werden. Weitere Anwendungsgebiete könnten Hagel- und Wasserschäden oder erhöhte Transportkosten an Regentagen sein.

 

»Aus technischer Sicht steht Smart Contracts nichts im Weg.«

Aus technischer Sicht steht Smart Contracts nichts im Weg, dennoch werden sie erst sehr vereinzelt angeboten. Ein weiteres praktisches Beispiel ist die Blockchain-Versicherung für Flugverspätungen: Die Versicherungspolice ist dabei über die Blockchain mit einer weltweiten Flugverkehrsdatenbank verknüpft. Hat der Flug mehr als zwei Stunden Verspätung, muss der Fluggast sich nicht bei der Airline oder einem Online-Verbraucherportal melden, sondern wird vollautomatisch und ohne Schadensmeldung entschädigt.

Trotz Digitalisierung – Persönliche Beratung bleibt ein Muss

Digitale Versicherungstechnologien erobern nach und nach die gesamte Branche. Klassische Versicherungsprodukte werden durch digitale Komponenten erweitert und gleichzeitig entstehen ganz neue Angebote. Davon profitieren nicht nur etablierte Unternehmen und Startups, sondern vor allem auch die Kunden: Versicherungen werden zunehmend einfacher und kundenfreundlicher.

Vor dem Abschluss steht aber immer noch die Beratung – und die ist trotz aller digitalen Technologien und Onlineportale noch lange nicht überholt. Umfragen zeigen, dass ein persönliches Beratungsgespräch für die Mehrheit der Versicherungsnehmer nach wie vor der wichtigste Faktor ist, wenn es um Versicherungen und Finanzen geht. Denn: Eine Maschine kann weder die Persönlichkeit noch die Individualität einer Finanzberatung ersetzen. Nur ein Berater geht Schritt für Schritt alle wichtigen Punkte durch, hört zu und berät passend zu den ganz eigenen Bedürfnissen und Wünschen – von Mensch zu Mensch.

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